Es kann doch nicht sein, dass Bauträger günstig an Waldland rankommen um dieses dann auf wundersame Weise in Bauland umzwandeln und dann die nächsten überteuerten Wohnhäuser hinstellen! Kirsch ist doch das beste Beispiel dafür!
Hallo Frau M.,
Wunder gibt es auch in Potsdam nur äußerst selten. Die Umwandlung von Wald zu Wohnraum zählt auf jeden Fall nicht dazu. Hier kommt vielmehr die „Richtlinie zur sozialgerechten Baulandentwicklung in der Landeshauptstadt Potsdam“, kurz „Potsdamer Baulandmodell“ zum Tragen, das den Wertzuwachs des Grundstücks zu 2/3 abschöpft. Leider geht die Rechnung dieses Modells jedoch weder in Berlin, wo es bereits seit 2014 angewendet wird, noch in Potsdam (Einführung Januar 2017) auf, da es nur eine Umverteilung der Kosten nach sich zieht: Damit Investoren bereit sind, das Risiko der Investition zu tragen und Banken dieses finanzieren, muss ein kostendeckender Mietertrag und eine annehmbare Rendite erzielt werden.
Jede Verteuerung des Grundstückspreises führt zwangsläufig auch zu einer Verteuerung der Mieten. Für das Bauprojekt Residenz Steinstraße¸ welches unser Spitzenkandidat Wolfhard Kirsch in seiner Funktion als Bauträger entwickelt hat, wurde beispielsweise vorgeschlagen, die Wohnungen mit einer Miete von 9,00 €/m² nach der Errichtung zur Miete anzubieten. Die Stadtverordneten wollten jedoch das Potsdamer Baulandmodell anwenden, was Kosten in Höhe von 2,8 Mio. Euro für Infrastruktur und den Bau von Sozialwohnungen an anderer Stelle nach sich zog, für die der Bauträger in Vorleistung gehen musste (letzteres ist besonders für kleinere Bauträger ein Hindernis, so dass diese gar nicht mehr zum Zug kommen).
Hinzu kam bei der Residenz Steinstraße die vorgeschriebene Ausgleichsaufforstung im Rahmen des Bebauungsplans, die zu leisten ist, wenn Bäume dem neuen Wohnraum weichen müssen.
Für die Residenz Steinstraße wird die 1,8-fache Fläche in der gleichen Klimazone (Ort wird von Forstbehörde vorgegeben) aufgeforstet. Die damit verbundenen Kosten trägt selbstverständlich ebenfalls der Bauträger.
Am Ende ist bei diesem Projekt dennoch festzustellen, dass allein bei diesem Bauvorhaben 156 Wohnungen entstehen, von denen 90 % als Mietwohnungen angeboten werden. Mehr als ¾ der Wohnungen werden von Potsdamern bezogen. Das Potsdamer Baulandmodel hat jedoch dafür gesorgt, dass der Mietpreis erheblich angehoben werden musste.
Was schlagen wir also vor? Wir sind dafür, dass die Stadt Potsdam Grundstücke erwirbt und diese selbst entwickelt, so dass sie anschließend vom Grundsatz her nur die Planungskosten zu tragen hat und dieses Bauland dann mit einer Mietpreisbindung entweder von der ProPotsdam selbst bebauen lässt oder an private Investoren übergibt. Bei letzterem ließe sich eine grundbuchlich gesicherte Mietpreisbindung von beispielsweise 8,00 oder 9,00 Euro / m² vereinbaren. Mit diesem Modell würde Wohnraum geschaffen ohne die städtischen Kassen mit Krediten zu belasten.
Gerne klären wir weitere Missverständnisse auf.
Wir freuen uns auf Ihre Fragen!
Viele Grüße
Ihr Bürgerbündnis
Das Bürgerbündnis Potsdam vertritt seit über 20 Jahren in der Kommunalpolitik die Anliegen von Menschen, denen Potsdam am Herzen liegt. Ohne Parteizwang, ohne Lobbyismus - dafür mit Sachverstand und Leidenschaft für die Interessen der Bürger unserer Stadt.